IT-Freelancer brauchen (k)eine Lobby


Der Deutsche Bundesverband Informationstechnologie für Selbständige e.V. (DBITS e.V.) versteht sich als die berufsständische Vertretung für selbständige IT-Experten in Deutschland. Er setzt sich als einziger Verband in Deutschland explizit für die Verbesserung der wirtschaftlichen, rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für die Arbeit von selbständigen IT-Experten ein. Heinrich Tenz, Mitglied im Vorstand des DBITS, erläutert in diesem Gastartikel, welche Möglichkeiten es für IT-Freelancer gibt, sich in einem Verband wie dem DBITS einzubringen und weshalb es wichtig ist durch gemeinsame Aktionen langfristig die Durchsetzung der eigenen Interessen auf politischer Ebene zu beeinflussen.

Freiheit und Unabhängigkeit sind wesentliche Aspekte für IT-Freelancer. Die meisten dürften sich als Einzelkämpfer fühlen, die ihre Angelegenheiten gut im Griff haben. Eine Interessenvertretung? Wozu das denn! Es ist doch alles geregelt. Mit schwierigen Situationen klarkommen zu können, liegt im Blut jedes Selbständigen. Oder?

Mir klingt der Satz eines IT-Freelancers noch in den Ohren: „Ich komme gut alleine klar.“ Logisch. Das hatte ich nie infrage gestellt. Doch beim nachgeschobenen Satz kommen mir Zweifel: „Was nützt es mir, wenn ich Mitglied in eurem Verband werde? Davon hab‘ ich doch nichts.“ Leider ist das eine verbreitete Einstellung.

Wenn die Krise kommt

Die Erkenntnis, dass eine Interessengemeinschaft, eine Interessenvertretung oder auch eine Lobby manchmal ganz wichtig wäre, kommt meist in Situationen, wo sich eine „Soloselbständige“, ein „Soloselbständiger“ plötzlich einer Situation ausgesetzt sieht, die ihm aus den Händen gleitet. Etwa einem Lockdown während einer Pandemie wie Corona.

Die Maßnahmen der Regierung verhindern plötzlich, dass Aufträge hereinkommen und Verträge abgeschlossen werden können. Die staatlichen Hilfen stellen sich als unpassend und unzureichend heraus. Da die eigenen Reserven irgendwann aufgebraucht sind, muss schnell gehandelt und den Regierenden klargemacht werden, welche Maßnahmen jetzt sinnvoll wären.

Jetzt noch schnell einem Verband, einer Interessenvertretung beitreten. Die werden es schon richten. Stimmt. – Stimmt auch wieder nicht. Politischer Einfluss muss langfristig aufgebaut und etabliert werden. Dazu braucht es Ressourcen: Menschen, die „die Arbeit machen“, und Finanzen, um Mittel für Aktionen, Grundlagen (interne Organisation und Öffentlichkeitsarbeit) und die Verwaltung einsetzen zu können.

Ein Verband für IT-Freelancer

IT-Freelancer sind Wissensarbeiter. Sie brauchen für ihre Arbeit hauptsächlich die Fähigkeit, ihr Wissen lösungsorientiert anwenden zu können. Somit ist ihr wesentliches Werkzeug ihr Gehirn. Doch das verursacht keine laufenden Kosten, welche das Finanzamt als Betriebsausgaben anerkennt.

Die paar wenigen physischen Hilfsmittel wie (nur noch selten) Bleistift und Papier oder Computer und den dafür nötigen Strom, sowie die Verbindung zur Außenwelt kosten nicht die Welt. Den Körper (und damit das Gehirn) zu ernähren, ihm eine Bleibe zu geben und dauerhaft einsatzbereit zu halten, kostet dagegen je nach Ort einiges mehr.

Allein das zeigt, wie wenig Regierung und Gesellschaft die Lebensrealität von selbständigen Wissensarbeiter:innen kennen und würdigen. Der geltende Begriff von Arbeit hat Schwierigkeiten, auch geistige Leistung einzubeziehen.

Daraus ergeben sich Themen für einen Verband von IT-Freelancern. Es gibt zwei Themen, an denen vordringlich gearbeitet werden muss. Scheinselbständigkeit und Altersvorsorge. Und beide hängen zusammen.

Scheinselbständigkeit und Altersvorsorge

Dieses Jahr ist ein „Superwahljahr“. Da liegt es auf der Hand, politische Aktionen zu planen und durchzuführen. Der DBITS wird solche Aktionen durchführen, klar. Es wird dabei darum gehen, Politiker und Parteien zu identifizieren, die unserer Stimmen würdig sind.

Damit komme ich direkt zu den Vorteilen, die es haben kann, einem Verband beizutreten und ihn durch seine Mitgliedschaft zu unterstützen. Dabei geht es kaum um materielle Benefits. Die bekommt man im ADAC oder einem Verbraucherverband. Doch auch dort wird daran gearbeitet, die Situation der Mitglieder zu verbessern und das Erreichte zu festigen.

Die eigentlichen Vorteile für die Mitglieder sind die politischen Erfolge, die erreicht werden können. Die Situation aller IT-Freelancer wäre wesentlich gefestigter, hätten wir in Deutschland eine Rechtssicherheit, was unsere selbständige Arbeitssituation betrifft.

Dazu kommt die finanzielle Absicherung, die durch eine sinnvolle Altersvorsorge geschaffen werden könnte. Aber auch eine staatliche Förderung von Rücklagen, die für unerwartete Situationen wie die Coronakrise geschaffen werden sollte, hätte sicherlich positive Auswirkungen.

Dies sind Vorteile, die teilweise unbezahlbar sind. Man stelle sich vor, die IT-Freelancer könnten in einem rechtssicheren Raum ihrer Berufung nachgehen. Wenn dazu noch niedrigere bürokratische Hürden angewandt würden, wären durch Einsparung von Zeit und Nerven bedeutsame Gewinne bei Kreativität und Leistungsbereitschaft zu verzeichnen.

In Zahlen lässt sich das schlecht ausdrücken. Doch für jeden Einzelnen wäre es ein Gewinn, der die Motivation steigert, für seine Kunden kreative und bezahlbare Alternativen zu entwickeln.

Warum DBITS?

Der DBITS ist derzeit der einzige Verband in Deutschland, der sich explizit um die Angelegenheiten von Selbständigen im IT-Bereich einsetzt. Je mehr IT-Freelancer mitmachen und ihn dadurch unterstützen, desto größer sind seine Chancen, mit entsprechendem politischem Gewicht etwas bewirken zu können.

Mitgliedschaft bedeutet gleichzeitig Unterstützung. Die Unterstützung kommt durch die Beiträge zustande. Damit ist der DBITS in der Lage, neben seinen laufenden Kosten für Infrastruktur auch Events und Aktionen zu organisieren. Allein das ist eine wichtige Säule um politischen Einfluss auszuüben.

Wer dazu noch tätig mitwirkt, bekommt die Gelegenheit, wichtige Personen aus Wirtschaft und Politik kennenzulernen und damit seine eigene Marktposition zu stärken. Dazu kommen die Erfahrungen im Umgang mit Entscheidern.

Wir laden alle IT-Freelancer, alle Selbständigen aus dem IT-Bereich ein, uns und unser Anliegen zu unterstützen. Sei es durch eine reguläre Mitgliedschaft im Deutschen Bundesverband Informationstechnologie für Selbständige e.V. (DBITS), aktive Mitarbeit oder durch Förderbeiträge. Jede Art der Unterstützung ist willkommen. Wir wollen in einem rechtssicheren Raum unserer Berufung nachgehen können und keinem Generalverdacht auf Betrug ausgesetzt sein.


expertlead setzt sich für die Interessen der IT-Freelancer in Deutschland ein, damit diese politisches Gehör finden und sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen verbessern. Mit einer Fördermitgliedschaft des DBITS möchten wir dieses Engagement weiter ausbauen, mit dem Ziel IT- Freelancer zu informieren, aktiv zu unterstützen und ihre politischen wie auch wirtschaftlichen Interessen bestmöglich zu vertreten.

Mar 2021 - 4 min read

Heinrich Tenz

Heinrich Tenz

Heinrich Tenz, IT-Freelancer seit über 22 Jahren, setzt sich schon fast genauso lange für die Belange von Selbständigen in der IT ein. Ihm liegt vor allem daran, dass die IT-Freelancer ein gesundes, starkes Bewusstsein als Selbständige entwickeln und sich entsprechend organisieren. Nur so ist es möglich, in Deutschland bessere Rahmenbedingungen für selbständige Wissensarbeiter zu erreichen.

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